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„Wir rufen Joachim Böttcher im Frankfurter Waldstadion“

Aktualisiert: 24. März 2021

Trauer um einen bedeutenden Hörfunkjournalisten.



Joachim Böttcher, früher ein bekannter Hörfunk-Sportjournalist des Hessischen Rundfunks, ist nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 89 Jahren am 7. März gestorben. Böttcher hat sich nach seiner Pensionierung im Jahre 1995 ins mittelhessische Laubach zurückgezogen. Das frühere Wochenendhaus wurde in einen hübschen Alterssitz umgebaut. Die Kontakte nach Frankfurt, einst die Wirkungsstätte des kleinen Mannes, der ein großer Sportjournalist war, wurden im Laufe der Jahre immer weniger. Aber vergessen haben wir Joachim Böttcher nicht.


Es ist viele Jahre her, aber immer noch ist mir der Satz im Ohr: "Wir rufen Joachim Böttcher im Frankfurter Waldstadion!" Der Hessische Rundfunk war an manchem Spieltag der Fußball-Bundesliga mein Begleiter, Heinz Eil oder Erwin Dittberner saßen im Studio, Joachim Böttcher bei der Eintracht draußen im Waldstation. Und es war immer wieder eine Freude, seine Stimme, seinen fachkundigen Kommentar zu hören.


Nicht nur beim Fußball, sondern auch beim Turnen und in der Leichtathletik war er auf nationalen und internationalen Parkett zuhause. Turnen und Leichtathletik, das waren auch die Sportarten, die ich in meiner Zeit bei der Frankfurter Neuen Presse betreute, so dass ich Joachim Böttcher häufig traf. Bei deutschen Meisterschaften sowieso, aber auch bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei Olympischen Spielen.


Joachim Böttcher stammt aus Leipzig, machte dort 1950 Abitur, wurde mit einem Leipziger Verein Jugend- und Juniorenmeister im Handball, durfte, als staatspolitisch "unzuverlässig" eingestuft, nicht studieren, absolvierte eine Lehre als Maschinenschlosser. 1952 fuhr er dann einfach mit dem Zug nach West-Berlin und studierte dann bis 1957 an der Freien Universität Sport, Publizistik und Geschichte. Seine erste journalistische Station war die "Westfälische Rundschau" in Gelsenkirchen. Von 1961 an wirkte Böttcher in der Sportredaktion des HR, war aber zugleich noch als Sportlehrer am Frankfurter Lessing-Gymnasium tätig. Einer seiner Schüler, erinnerte sich Böttcher gerne, war Armin Kraaz, der später bei der Eintracht als Fußballprofi die Karriereleiter hochkletterte.


Joachim Böttcher liebte die Leichtathletik über alles. So lernte ich ihn auch als Leiter der Leichtathletikabteilung der Frankfurter Eintracht in den siebziger Jahren kennen und schätzen. Böttcher war es, der es schaffte, dass im Riederwaldstadion eine Kunststoffbahn gebaut wurde, auf der bald darauf etliche große Sportfeste ausgetragen wurden.

Böttcher erinnert sich in einem unserer letzten Gespräche an ereignisreiche Jahre und erzählte „von einer traumhaften Zeit“. Er sagte damals dankbar: „Kaum ein anderer Reporter war so viel unterwegs wie ich, und kaum ein anderer durfte so viel machen wie ich“.


Olympische Sommerspiele von Mexiko-City 1968 bis Barcelona 1992, einmal sogar in Grenoble Olympische Winterspiele, viele Welt- und Europameisterschaften – und natürlich immer wieder die Eintracht. Joachim Böttchers Stimme aus dem Waldstadion und aus anderen Spottarenen ist für immer erloschen. Der Verein Frankfurter Sportpresse wird ihn in dankbarer Erinnerung behalten. Die Trauerfeier findet wegen der Corona-Krise im engsten Familienkreis statt.

Walter Mirwald

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