Katharina Heinig kam auf Krücken, eine professionelle Marathonläuferin weiß sich aber auch wenige Tage nach einer Fuß-Operation behände zu bewegen. So auch zwischen den Tischen und Stühlen im Römer beim traditionell gut besuchten Weinabend unseres Vereins. Der am 16. November im Übrigen schon zum 26. Mal stattfand – mit der bewährten Mischung aus gemütlichem Austausch bei Speis und Trank sowie spannenden Talk-Gästen. Die Frankfurterin Katharina Heinig machte den Anfang und gab, von Jörg Hahn kenntnisreich befragt, spannende Einblicke in den Alltag einer Langstreckenläuferin. 100 Kilometer rennt sie beispielsweise in einer „ruhigen Trainingswoche“. Seit fünf Jahren wird die Athletin von ihrer Mutter Katrin Dörre-Heinig, einst selbst eine Weltklasse-Marathonläuferin, trainiert. Gemeinsam entschieden Mutter und Tochter nach der EM in Berlin im August und Hochzeit im September spontan, dass „Katha“ doch das Jahr mit einer Topleistung beim heimischen Mainova Frankfurt Marathon beschließen könnte. Sechs Trainingswochen später hatte es Heinig nicht bereut, war sie bei windigen Bedingungen doch unter 2:30 Stunden geblieben. Der frisch operierte Fuß benötigt nun Schonung. Da trifft es sich gut, dass Katharina Heinig eh keine Ambitionen hegt für die WM in Doha 2019, wo im Rennen trotz nächtlicher Startzeit Temperaturen um 30 Grad herrschen werden. Ihr großes Ziel bleiben die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Und danach? „Dann gehen wir erstmal in die Flitterwochen“, sagte Heinig lachend zu ihrem Gatten Robert Steinruck gewandt.
Der wieder anwesende Ehrenpräsident des NOK Walther Tröger und die anderen Gäste bekamen anschließend faszinierende Einblicke in die Organisation der Leichtathletik-EM im vergangenen Sommer geboten. Der Geschäftsführer der Berlin Leichtathletik EM 2018 GmbH Frank Kowalski lebt in Sachsenhausen und schilderte, wie „unglaublich komplex und schwierig“ die Vorbereitungen waren. Die Athleten in den Mittelpunkt der Kommunikation zu stellen habe sich als richtig erwiesen, sagte Kowalski. Das frühe Scheitern der deutschen Mannschaft bei der parallel laufenden Fußball-WM habe zudem geholfen, das Interesse auf das „Leichtathletik-Festival“ (Katharina Heinig) zu lenken. Zeitplan verändert, Ablauf gestrafft, Atmosphäre hergestellt. „Den Vorwurf, die Leichtathletik sei zu langatmig und damit langweilig, weil zu lang, haben wir entkräftet“, sagte Kowalski.
Dritter Interview-Gast des Weinabends war Willi Jaschek. Der Vereinsvorsitzende Walter Mirwald erinnerte an die außergewöhnlichen Olympischen Sommerspiele vor 50 Jahren in Mexico-City mit Black Power, Fosbury-Flop, Bob Beamons Sprung ins nächste Jahrhundert und an den „Held von Mexico“. Das war der Turner Willi Jaschek. Ein kurzer Film, bei dem die Zuschauer den Atem anhielten, zeigte weshalb. Der mehrfache deutsche Zwölfkampfmeister aus Heusenstamm begann seine Bodenübung und stürzte nach der ersten Sprungbahn. Riss der Achillessehne! Bundestrainer Eduard Friedrich und andere Helfer trugen den verzweifelten Turner von der Matte. Dann sahen die Zuschauer perfekte Übungen am Seitpferd und am Reck mit Doppelsalto als Abgang. Jaschek 50 Jahre danach: „Ich musste weiter turnen im Dienste der Mannschaft, sonst wäre die Qualifikation für die Spiele in München 1972 gefährdet gewesen.“ Heute managt der 78-Jährige die Riege der Frankfurter Eintracht, die Chancen zum Aufstieg in die Erste Bundesliga hat.
Eine überwältigende Reaktion gab es auf den kurzen Hinweis, in der Weihnachtszeit doch auch an den Schlappekicker e.V. zu denken, und dessen Hilfe für in Not geratene Sportler sowie sozial außerordentlich engagierten Sportvereinen oder Initiativen mit einer Spende zu unterstützen. Aus dem Kreis der Feiernden wurde eine spontane Sammlung angeregt: Volle 165 Euro fanden sich schließlich in dem zur Sammelbox umfunktionierten Sektkübel. Der Schlappekicker sagt ein herzliches Dankeschön für dieses überzeugende Zeichen, dass unsere Mitglieder und Gäste nicht nur feiern können und herausregende sportliche Leistungen zeigen, sondern auch teilen mit denjenigen, die auf unser aller Hilfe angewiesen sind.
Hier noch einige Impressionen vom Weinabend, auch mit dem obligatorischen Geschenk an die Gastgeberin.
Alex Westhoff
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