Angelique Kerber, Philipp Lahm und Daniel Weiss Preisträger beim „Tanz auf dem Olymp“
Von einem unscheinbaren Fernsehstudio in Leipzig als Sportmedienpreisträger auf die Bühne des Deutschen SportpresseBalls? Ja, das ist möglich. Vor allem dann, wenn der Reporter nicht nur den richtigen Ton trifft, sondern auch und vor allem mit Gefühl, Herz und Leidenschaft seiner Arbeit nachgeht. Daniel Weiss (2.v.l./oben mit Savchenko und Massot) hat all dies getan – an jenem unvergesslichen 15. Februar. Es war 12.49 Uhr in Sachsen, als in einer anderen Zeitzone ein Paar aus dem Diesseits höchste olympische Weihen empfing. Die deutschen Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot (rechts neben Weiss) veredelten ihre unvergleichliche Eiskunstlaufkarriere und holten Gold in Pyeongchang. Und Daniel Weiss, unser Reporterkollege vom Hessischen Rundfunk, war der Mann im Leipziger Studio, der dieses unvergessliche Ereignis mit seiner Kommentierung in die Welt transportierte. Gerne wäre Weiss vor Ort in Südkorea dabei gewesen.
„Doch die ARD hatte keine Live-Rechte“, sagte der Sportmedienpreisträger bei der 37. Auflage des Deutschen SportpresseBalls in Frankfurts Alter Oper. Was also machte Weiss? „Um in dieser Situation so professionell wie möglich zu sein, habe ich einfach gegen die weiße Wand kommentiert.“ Weiss machte dabei sein Meisterstück, und auf der Suche nach einem Sportmedienpreisträger 2018 brauchte die vom Verein Frankfurter Sportpresse, vom Verband Deutscher Sportjournalisten und vom Ball-Organisationsbüro Metropress gebildete Jury nicht lange zu suchen: Weiss – das ist der Richtige. Auf dem Bild ganz rechts ist Holger Santel, Marketing- und Vertriebsleitung der Marke Volkswagen Pkw, zu sehen. Links Walter Mirwald, der Vorsitzende des Vereins Frankfurter Sportpresse.
Die Richtige bei der Wahl zur „Sportlerin mit Herz“, das konnte nur Angelique Kerber sein. Die Wimbledonsiegerin ist eine sympathische und authentische Athletin – und als solche präsentierte sie sich auch beim Deutschen SportpresseBall. Für Kerber war es das erste Mal, dass sie in der Alten Oper dabei war. Den Preis überreichte James Blunt, der später noch als Stargast für romantische Musik sorgte.
Und auch für Katarina Witt, die „Legende des Sports“ 2011, war es eine Premiere. Bislang nämlich hatte die Eiskunstlaufkönigin noch keinen Pegasos erhalten. Das wurde jetzt nachgeholt. Und auch Heiner Brand, 2007 zur ersten „Legende des Sports“ überhaupt gekürt, erhielt ein geflügeltes Pferd. Der Mann mit dem Bart nahm die Auszeichnung ebenso dankbar entgegen wie der aktuelle Preisträger des Jahres 2018, Philipp Lahm. Lahm selbst mag sich die Frage gestellt haben, die latent im Raum stand: Kann man mit 34 Jahren schon eine „Legende des Sports“ sein?
Philipp Lahm, der in seiner aktiven Karriere niemals Rot sah, hat diese Auszeichnung jetzt erhalten – und steht damit auf einer Stufe mit Boris Becker, Uwe Seeler, Michael Schumacher, Katarina Witt. Und seinem Idol Franz Beckenbauer, denn als der Kapitän der Weltmeistermannschaft von Rio de Janeiro 2014 beim 37. Deutschen SportpresseBall von Hessens Ministerpräsident und Laudator Volker Bouffier die entsprechende Pegasos-Trophäe überreicht bekam, erinnerte Lahm in seiner Dankesrede an eine „wirkliche Legende: Franz Beckenbauer. Wo Franz war, war Erfolg.“
Auch Lahm hat als einstmals bester Rechtsverteidiger der Welt viele Erfolge vorzuweisen. Doch seinen größten abseits des Platzes strebt er erst noch an: als Organisationschef 2024 in Deutschland eine Fußball-Europameisterschaft auf die Beine zu stellen und dabei auch auf die „beseelte Wirkung des Sports auf die Gesellschaft“ zu setzen, wie er sagte. Bouffier ist sicher, dass es gelingen werde, „dieses Deutschland als starkes, fröhliches Land zu zeigen“.
Fröhliche Gesichter gab es in der Alten Oper reichlich zu sehen. Auch noch weit nach Mitternacht gab es lauter zufriedene Menschen auf Frankfurter Parkett. Es war der Moment, als der englische Weltstar James Blunt seine Zuhörer aufforderte, sich klein zu machen und in die Knie zu gehen. Die Worte des Musikers fanden Gehör. Wie auf Kommando ging auch Uwe Becker nach und nach zu Boden. Frankfurts Bürgermeister tat es aus freien Stücken – wie auch die Ballgäste immer wieder gern aus Lust und Laune in die Alte Oper kommen. Anlass dafür ist ein alljährlich wiederkommender Klassiker. Der Deutsche SportpresseBall als großes Stelldichein von Sport, Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur hat am Samstag seine 37. Auflage erlebt. Beim „Tanz auf dem Olymp“, so das Motto des glamourösen Abends, war das Gedränge besonders groß. „So früh wie nie zuvor waren wir ausverkauft“, sagte Metropress-Geschäftsführer Jörg Müller, der in Kooperation mit den Veranstaltern Verein Frankfurter Sportpresse und Verband Deutscher Sportjournalisten den Ball organisiert. Klassiker sind und bleiben die Ehrungen als „Legende des Sports“ und „Sportlerin mit Herz“ sowie der „Sportmedienpreis“.
Immer wieder neu ist die Eröffnungsshow, und auch diesmal war die Wahl gelungen. Schließlich waren es auch und vor allem die deutschen Eishockeyspieler, die bei Olympia in Pyeongchang für Aufsehen sorgten. Silber nach dem furiosen Finale gegen Russland – so gut waren die deutschen Kufenflitzer noch nie. Als Trainer Marco Sturm, Kapitän Marcel Goc, Präsident Franz Reindl und der langjährige NHL-Profi Christian Ehrhoff mit dem Puck über das Parkett der Alten Oper flitzten und Tor um Tor erzielten, sprang der Funke über.
Besonders laut und melodisch wurde es zudem, als Eintracht-Recken vergangener Tage das Podium erklommen. Der DFB-Pokalsieger, beschwingt nach dem 3:0-Auswärtssieg beim VfB Stuttgart mit einer großen Delegation von Spielern, Trainer, Funktionären und Freunden zum Deutschen SportpresseBall gekommen, erfreute sich besonderer Sympathie. Schließlich sieht man nicht alle (Ball-)Tage einstige Frankfurter Ikonen wie Jan Aage Fjörtoft, Cha-Bum-kun, Jay-Jay Okocha, Anthony Yeboah und Oka Nikolov auf der Bühne. Gemeinsam mit dem Chinesen Chen Yang sind sie die neuen internationalen Markenbotschafter der in der Bundesliga aktuell auf Tabellenplatz fünf notierten Mannschaft von Trainer Adi Hütter, der erstmals Frankfurter Ballluft schnupperte.
Dabei ist der SportpresseBall eine Sache für Wiederholungstäter. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, seit Jahren bewährter Schirmherr, pries die Veranstaltung als „einzigartig“, weil sie sich durch eine große Verbundenheit auszeichne.
„Der Ball ist eine Hommage an unsere Sportler.“ An Athleten wie den zweimaligen Hawaii-Champion Patrick Lange, der als König von Kona ebenso Gefallen an den vielen Begegnungen fand wie beispielsweise Zehnkampf-Europameister Arthur Abele.
Und zwischen all den Stars und Sternchen aus Sport und Showbusiness wuselte Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen mit vielen Mitstreitern durch Gänge und Flure, um Lose für die Tombola zu verkaufen, deren Erlös wie schon im Vorjahr der Stiftung Sporthilfe Hessen zugutekommt.
Der Deutsche SportpresseBall – eine gute, eine runde Sache, die zum 30.Mal von der Agentur metropress ausgerichtet wurde. Auf ein Neues: Denn – so der VFS-Vorsitzende Walter Mirwald in seiner Begrüßungsansprache – „diese erfolgreiche Zusammenarbeit soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden“.
Ralf Weitbrecht
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