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Linke Klebe, rechter Winkel - Zum 75. Geburtstag von Rolf-Dieter "Theo" Höhn

jochenguenther


Ice-Main Theo Höhn auf Madeira
Ice-Man Theo Höhn auf Madeira

50 Jahre im gleichen Beruf sind schon eine Seltenheit, aber wer schafft es schon, mehr als 50 Jahre für die gleiche Firma zu arbeiten? Einer dieser seltenen Spezies ist Rolf-Dieter Höhn, der am 27. Januar seinen 75. Geburtstag feiert. Mit Anfang 20 hat er als freier Mitarbeiter die ersten Texte für die Offenbach-Post geschrieben, dann mehr als 30 Jahre lang die OP-Sportredaktion bereichert, und nach seinem Abschied aus der Redaktion, 2011, nochmal 13 Jahre lang bis zum Herbst 2024 wieder als Freier die Volleyball-Berichterstattung übernommen. „Jetzt war es aber genug. Zeit, dass die jungen Leute nachrücken“, sagt Rolf-Dieter Höhn.


Falls jetzt jemand bei Rolf-Dieter stutzig geworden ist, das ist der „richtige“ Vorname, aber bekannt ist er eigentlich nur unter Theo. Auch daran hat die Offenbach-Post entscheidenden Anteil. Denn als der talentierte Fußballer nach Jahren in der Kickers-Jugend und in der Hessenliga (Kickers-Viktoria Mühlheim) von der TuS Klein-Welzheim abgeworben wurde, hat man im OP-Bericht Vornamen verwechselt und aus Rolf-Dieter einen Theo Höhn gemacht. „Seitdem bin ich den Theo nicht mehr losgeworden“, schmunzelt Höhn, der dann auch seine OP-Berichte immer mit dem Kürzel theo versehen hat.


Viele davon verfasste er über den OFC. Schon als Kind ein Kickers-Fan, durfte er dann über seinen Verein berichten, und zwar gleich in vier Spielklassen. Von der Bundesliga bis runter in die triste Oberliga. „Vielleicht klappt es doch noch mal mit dem Aufstieg“, hat er als treuer Besucher der Heimspiele die Hoffnung auf bessere Zeiten auf dem Bieberer Berg nicht aufgegeben. Immerhin ist er sogar in der OFC-Historie verewigt – und zwar als erster Torschütze der Traditionsmannschaft „Die Waldis“. 1987 war die Idee entstanden, Hobbyfußballer aus Politik, Wirtschaft, Medien und Sponsoren gemeinsam mit ehemaligen Aktiven und Trainern der Kickers zu einem Team zu vereinen. Der mittlerweile verstorbene OFC-Ehrenpräsident Waldemar Klein diente als Namensgeber. An das Premierentor kann sich Dieter Höhn noch genau erinnern. „Ich stand am linken Strafraumeck mit Blick auf das Bieberer Tor und habe nach einem Querpass die linke Klebe ausgepackt. Der Ball ist im rechten Winkel gelandet - da hat wirklich alles gepasst.“ Eingebracht hat diese Szene dem langjährigen Sportredakteur auch ein dickes Lob von Hermann Nuber. Denn das OFC-Idol war damals Coach der Waldis.


Seinen Einsatz bei den Waldis hatte sich Theo auch mit einer besonderen Rettungsaktion verdient. Als die Kickers zu einem Bundesligaspiel nach Düsseldorf reisten, hatten sie nur einen Trikotsatz dabei. Unglücklicherweise in der gleichen Farbe wie die Heimmannschaft. Die Kickers sollten mit dem Auswärtstrikot der Fortuna, natürlich nur mit dem Düsseldorfer Sponsor auf der Brust, spielen. Als der OP-Berichterstatter Theo vor dem Spiel davon erfuhr, ging er zu seinem Auto, holte aus dem Kofferraum einen Trikotsatz der Offenbach-Post-Betriebsmannschaft, natürlich beflockt mit dem gleichen Sponsor (Portas) wie der OFC – und Theo hatte mit den OP-Trikots die Kickers-Blamage verhindert.


Theo ist längst eine eigene Marke, nicht nur in der Offenbach-Post. Theo stand und steht für besondere Kollegialität, Organisationstalent, Humor und immer gute Laune. Der gebürtige Mühlheimer hat viele Kollegen, Vereine, Mannschaften und ganz viele Menschen mit seiner positiven Art geprägt und beeindruckt. Mit seiner Kultur des Respekts, der Offenheit und der Kollegialität war er eine ganz wichtige Figur in unserer Redaktion. Ein Spätdienst in der Redaktion mit Theo war immer angenehm, denn mit einem Spruch, einem Witz oder einer Höhnschen Anekdote wurde der Stressfaktor genau im richtigen Moment auf ein erträgliches Maß reduziert.


Theo heute? Ein Ruhestand ohne Termin-Hatz. Aber ohne seine Leidenschaft für Sport konnte er in der jüngsten Vergangenheit doch nicht leben. Neben der Familie, mit Frau Ingrid, zwei Kindern und drei Enkeln, nimmt der Volleyball noch eine besondere Rolle im Leben von Theo ein. „Ich habe gut zehn Jahre lang an den Wochenenden Fußball und Volleyball in der Liga gespielt. Da ich im Fußball schlechter, im Volleyball aber besser wurde, entschied ich mich für die neue Sportart.“


Erst als Spieler, dann als Trainer und Funktionär – bis heute. Die Frauenmannschaft von Wacker Offenbach hat er 25 Jahre lang trainiert, führte das Team von der untersten Liga bis in die Landesliga. Beim OSC Offenbach ist er Kassenwart und coacht bei den Spielen die junge Herrenmannschaft, die zweimal in Folge aufgestiegen ist. Beim hessischen Volleyballverband war er nicht nur Pressewart, sondern fast 50 Jahre lang Klassenleiter, in Zeiten ohne Computer und Internet. „Anfangs habe ich meine Rundschreiben auf der Schreibmaschine mit Blaupausen geschrieben. Dann eingetütet und versandt. Dafür ging ein ganzer Tag drauf. Dazu wurden die Spielerpässe per Hand bearbeitet. Da kam in meinen sechs Ligen einiges zusammen, der Briefkasten war oft randvoll“, erinnert sich Höhn in einem Interview der OP, das aus besonderem Anlass geführt wurde. Denn 2023 wurde Höhn vom Hessischen Volleyballverband zum Ehrenmitglied gekürt. Für ihn keine Abschiedsurkunde, sondern Ansporn und Verpflichtung weiterzumachen. Besonders die Jugendarbeit, die er über Jahrzehnte gefördert und geprägt hat, liegt ihm am Herzen. „Es war schön, wenn ich ins Training kam und es aus 20 bis 25 Kinderstimmen „Theo!“ ertönte. Dieses Engagement möchte ich beibehalten, so lange die Gesundheit mitmacht. Volleyball ist einfach mein Leben!“


Immerhin bleibt noch Zeit für die Pflege der vielen Freundschaften, zum Beispiel für das monatliche Treffen zum Fußballgolf mit den ehemaligen Spielern von Wacker Offenbach, wo Theo Gründungsmitglied war. Für die Organisation des alljährlichen Bowlingabends für den Verein Frankfurter Sportpresse. Für die Besuche bei den Spielen der Bintzer-Buben, der von Theo ins Leben gerufenen Betriebsmannschaft der Offenbach-Post. Für den alljährlichen Skiurlaub mit Frau und Freunden in Krün, wo Theo wie schon seit 25 Jahren auch den halbrunden Geburtstag auf der Loipe und dann im Hotel feiern wird.

Theo, du hast unserer Zeitung, deinen Freunden und Wegbegleitern immer gutgetan. Vielen Dank dafür. Ad multos annos.


Jochen Koch

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