LSBH-Präsidentin resümiert die ersten 100 Tage - Hilfe aus der Politik soll kommen
Die ersten 100 Tage im Amt sind an Juliane Kuhlmann längst vorbei gerast – zumindest scheint es sich für die neue Präsidentin des Landessportbundes Hessen (LSBH) so anzufühlen. Speziell angesichts der bestehenden Energiekrise, deren Folgen viele Vereine existenziell bedroht, kommt bei ihr und dem neu gewählten Team keine Langeweile auf. In einem Pressegespräch, das der Verein Frankfurter Sportpresse mit dem LSBH für die hessischen Journalist:innen organisiert hat, erzählt die neue LSB-Präsidentin mit ihrem Vizepräsidenten Uwe Steuber und dem Geschäftsführer Andreas Klages, wie das neue Team die aktuellen Herausforderungen meistern will:„Wir müssen den Vereinen helfen, sich für ihre Anliegen mehr Gehör zu verschaffen. Die Energiekrise trifft die Vereine noch viel mehr als die Corona-Pandemie, die die Vereine aber bereits stark geschwächt hat. Die Menschen sind angestrengt und erschöpft, die Vereine haben außerdem keine Rücklagen mehr“, erzählt Kuhlmann. Inzwischen sei es gelungen, die Politik auf die kritische Situation der Vereine aufmerksam zu machen und es seien Hilfen zugesagt. Jetzt gehe es darum auszuarbeiten, wie diese Hilfen konkret aussehen könnten.
Hilfen zugesagt – traurige Erkenntnis bleibt dennoch
Der erste Erfolg in der kurzen Amtszeit ist trotzdem von einer Erkenntnisüberschattet: „Ich hatte den Eindruck, dass durch die Corona-Pandemie in der Gesellschaft endlich angekommen ist, wie groß die Bedeutung des Sports für die seelische Gesundheit der Menschen ist. Auch, dass die Gemeinschaft, die die Vereine den Menschen bieten, wichtig ist. Inzwischen habe ich aber die Erkenntnis erlangt, dass das nicht gereicht hat“, sagt Kuhlmann. Zeit für Trübsal bleibt angesichts dieser Erkenntnis jedoch nicht. Im Gegenteil. Kuhlmann zieht insgesamt doch ein positives Resümee, denn der Austausch mit der Landespolitik gelingt inzwischen: Nach Gesprächen mit dem hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein „sollen die Vereine in den Schutzschirm aufgenommen werden. Parallel dazu laufen andere Hilfen, die aus dem LSB heraus aufgestellt werden. Beispielsweise sportartspezifische Handlungsempfehlungen oder Gespräche, die wir mit den kommunalen Verbänden führen", sagt Kuhlmann.
Gegen sexuelle Gewalt
Wenngleich die Energiekrise aktuell wohl aufgrund der Existenzsorgen das drängendste Problem für die hessischen Sportvereine darstellt, bleibt zeitgleich anderes Wichtiges im Fokus von Kuhlmann und ihrem Team: Etwa das Thema sexuelle Gewalt im Sport. „Wir müssen darauf hinarbeiten, dass im Sport alle Menschen sicher vor sexuellen Übergriffen sind. Seit Jahren arbeiten wir an eine Kultur des Hinsehens, bieten Fortbildungsmaßnahmen an, die für entsprechende Situationen sensibilisieren und arbeiten auch gemeinsam mit dem Hessischen Innenministerium an Programmen. Wir müssen aber noch mehr Anlaufstellen anbieten und mehr unterstützen. Da haben wir noch ein dickes Brett zu bohren“, sagt Kuhlmann. Weiterhin sieht sie es als bedeutsam an, die Vereine darin zu unterstützen, Übungsleiter und Ehrenamtliche zu gewinnen. Dafür seien Förderprogramme vorgesehen und es sollen Empfehlungen erarbeitet werden, wie es gelingen kann, Menschen richtig anzusprechen, damit sie sich im Vereinsleben engagieren. „Wir müssen die Vereine stärken“, sagt Kuhlmann.
Kommunikation: Keine Insellösungen
Und dann ist da noch die Digitalisierung, die auch den organisierten Sport herausfordert. Uwe Steuber, Vizepräsident Marketing und Kommunikation, bringt hier seine Expertise ein: hauptberuflich kümmert er sich als Referent für das Onlinezugangsgesetz um die Digitalisierung in den Stadtverwaltungen. Speziell in der Kommunikation möchte das Präsidiumsteam noch flexibler werden und weg kommen von vielen kleine Insellösungen hin zu einer Plattform. Weiterhin sei es erforderlich alle Geschäftsprozesse im lsbh zu digitalisieren, etwa dieMitgliederverwaltung oder Förderanträge. In seiner Bewerbung für das Amt als Vizepräsident setzte er für eine bessere Kommunikation auch darauf eine lsbh -Appentwickeln zu lassen und die Social Media Kanäle auszubauen. Die Digitalisierungsstrategie ist damit eng mit der Organisationsentwicklung verbunden. Dafür will sich das Präsidiumsteam Anfang 2023 in einer Klausurtagung Zeit nehmen. „Bis dahin“, so Kuhlmann, „müssen wir den Vereinen vor allem helfen, den Kopf über Wasser zu halten.“
Zur Person:
Juliane Kuhlmann ist seit Juni 2022 neue LSBH-Präsidentin. Die Diplom-Agrar-Ingenieurin arbeitet als Beraterin für landwirtschaftliche Betriebe beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Sie war zuvor 19 Jahre Vorsitzende der Sportjugend Hessen und damit automatisch Vizepräsidentin im LSBH-Präsidium und dadurch für den Bereich Kinder und Jugendliche zuständig. Ins Ehrenamt ist die heute 45-Jährige eingestiegen, nachdem sie ihre leistungssportliche Karriere im Taekwondo beendet hatte. Als Bundeskaderathletin war sie international aktiv, wegen der Belastungen im Studium, stieg sie aus dem Leistungssport aus. Kuhlmann lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen im Landkreis Groß-Gerau. Ihr Interesse daran, den Gesamtverband weiter voranzubringen, hat dazu geführt, dass sie sich um das höchste Amt im LSBH bewarb. Mit Ihrem Team möchte sie die strategische Ausrichtung des LSBH weiter entwickeln und die hauptberuflich tätigen Menschen im LSB stärker in die Präsidiumssitzungen einbeziehen. „Sie bringen eine hohe Kompetenz mit, die uns in der strategischen Ausrichtung des LSB weiterhilft“, so Kuhlmann. Ein Zeitlimit für ihre Arbeit als LSB-Präsidentin setzt sie sich nicht: „Ich will den LSBH mit meinem Team zukunftsfähig aufstellen. Das dauert so lange, wie es dauert“, sagt Kuhlmann.
Yvonne Wagner / VFS
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