Genau 60 Tage nach seinem 85. Geburtstag, den er zusammen mit der Diamantenen Hochzeit mit seiner Frau Barbara gut gelaunt im Kreise seiner Familie und nahestehenden Freunden gefeiert hatte, ist der bekannte Sportjournalist und Fußball-Entwicklungshelfer am 30. Oktober an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben.
Besonders tragisch: Seine zweite Corona-Impfung lag schon knapp acht Monate zurück, die dritte Impfung war bereits geplant.
In der Zeit, als es in den Bundesländern nur drei Fernsehsender gab, war Obermann von 1971 bis 1984 deutschlandweit bekannt als Moderator der ARD-Sportschau und als Kommentator, der von 1970 bis 1986 von fünf Fußball-Weltmeisterschaften berichtet hat.
Vom KSV Hessen Kassel aus führte der Weg des ehemaligen Torwarts aus dem Stadtteil Kirchditmold über Concordia Hamburg und den FSV Frankfurt in die USA. 1961 ist er beim SC Elizabeth New York der erste deutsche Profi überhaupt in einer amerikanischen Soccer-League geworden.
In den USA arbeitete Obermann fünf Jahre lang auch als Redakteur, Auslandskorrespondent und Leiter einer deutschsprachigen Radiostation, ehe er Sportredakteur beim Hessischen Rundfunk wurde und anschließend die inzwischen legendäre ARD-Sportschau moderierte. Die durfte seinerzeit samstags ab 18 Uhr die ersten bewegten Bilder – noch in Schwarz-Weiß- vom jeweiligen Spieltag der Fußball-Bundesliga übertragen.
Seit 1990 ist Obermann im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes und des Nationalen Olympischen Komitees fernab der Heimat unterwegs und hat unter anderem in Osttimor, Kamerun, Bangladesh, Gambia, Sri Lanka und auch in Australien Freude und Begeisterung für den Fußball geweckt.
„In Afghanistan den Frauenfußball auf den Weg gebracht zu haben“, antwortete Obermann auf die Frage, was im Rückblick auf seine langjährige Tätigkeit in mehr als zwei Dutzend verschiedenen Ländern der Erde wohl sein größter Erfolg gewesen sei.
Für sein Engagement ist er 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika von der FIFA mit dem „Order of Merit“ ausgezeichnet worden und hat neben vielen anderen Ehrungen unter anderem auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1997) sowie den „Preis für Toleranz und Fair Play“ des Bundesinnenministers (2004) erhalten.
In seiner Funktion als offizieller Botschafter des DFB liegt Obermann vor allem die von ihm gegründete Fußball-Schule „Nepal Youth Programm“ in Kathmandu am Herzen. Bei einem Projekt, das von der Franz-Beckenbauer-Stiftung finanziert worden ist, wurde ein Fußballplatz in Kolishwor im Osten Kathmandus mit einer komplett neuen Infrastruktur versehen: mit einem Clubhaus, einer Beleuchtungsanlage und einer kleinen Sitztribüne für 200 Zuschauer.
Zum Nachlesen seiner interessanten Vita hatte Obermann Vieles bereits aufgeschrieben. Titel des Buches: „Mein Fußball hatte Flügel. Erlebnisse von New York bis Kabul“.
Spenden für den Förderverein JAY Nepal Youth Programme e. V. hat sich die Familie Obermann (neben Frau Barbara Sohn Ingmar und Tochter Helen) anstelle von Blumen für die Beerdigung gewünscht, die am Montag, 15. November, um 14 Uhr auf dem Friedhof im Friedrichsdorfer Stadtteil Seulberg stattfand. In Friedrichsdorf im Taunus haben die Obermanns 2009 eine Eigentumswohnung bezogen.
Die IBAN-Nummer des Spendenkontos lautet DE92 660205000008768000 (Stichwort: Holger Obermann).
Gerhard Strohmann
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