Glitzer, Glanz und Glory. Es gab viele goldene Momente an diesem ganz besonderen Abend in der Alten Oper. Dass die Gäste des Deutschen Sportpresseballs es gewohnt sind, mitreißende Eröffnungsshows geboten zu bekommen, gehört ja fast schon zu den Klassikern dieses herausragenden Balls. Doch im ganz speziellen Sportjahr 2024 haben sich die veranstaltenden Ballmacher vom Verein Frankfurter Sportpresse, vom Verband Deutscher Sportjournalisten und vor allem von der Agentur Metropress etwas Besonderes einfallen lassen. Lauter Olympia- und Paralympicssieger auf der Bühne der Alten Oper. Stets mit eindringlichen Glockenschlägen, wie man sie zuletzt beim Hochamt des Sports in Paris gehört hatte, auf die Bühne gebeten. Die Beifallsstürme an diesem geschichtsträchtigen 9. November wollten gar kein Ende nehmen, als sich immer mehr Olympioniken auf der Bühnentreppe positionierten und die Ovationen des Publikums entgegennahmen. Gut 1100 Ballgästen, die live im Großen Saal und auf den Rängen der festlich geschmückten Alten Oper dabei waren, gefiel die „Glory“ genannte Eröffnungsshow ausgezeichnet. Und auch später, als sich die weiteren 1100 Flaniergäste auf allen Ebenen ins Ballgetümmel stürzten, gab es allenthalben lobende und anerkennende Worte zu hören.
Der 42. Deutsche Sportpresseball, glänzend vom neuen Conférencier Florian König moderiert, war kein Jubiläumsball – und doch ein ganz besonderer. Schließlich passiert es nicht alle Tage und alle Jahre, dass in einem Jahr Olympische und Paralympische Spiele stattfinden und zudem auch noch auf höchster europäischer Bühne Fußball gespielt wird. Ein Glücksfall für die Ballmacher – ein Augenschmaus für die Besucher, die lauter Champions zu sehen bekamen. Viele Wiederholungstäter waren in der Alten Oper dabei, denn sie wissen ja, was sie an Deutschlands schönstem und lässigstem Ball haben. Und natürlich auch stolze Weltmeister. Laura Philipp und Patrick Lange beispielsweise strahlten fast schon um die Wette. Die beiden Triathleten, in Nizza und auf Hawaii die Schnellsten zu Wasser und zu Lande, genossen das Bad in der Menge und suchten auch das Gespräch mit Freunden, Fans und Journalisten.
Stichwort Journalisten: Der Deutsche Sportpresseball ist auch der Ball von und für Sportjournalisten, und es ist gut, dass es seit einigen Jahren schon einen Pegasos auch in der Kategorie Sportmedienpreisträger gibt. Diesmal fiel die Wahl auf einen Könner seiner Zunft. Die Wahl, sich 2024 für den polyglotten Fußballreporter Marcel Reif zu entscheiden, war geradezu perfekt. Selten zuvor hatte es bei ähnlichen Feierstunden in der Alten Oper einen derart würdevollen Moment wie jetzt bei Reifs Ehrung gegeben. Die Ballgäste erhoben sich von ihren Plätzen, um dem redegewandten Reif mit stehend dargebrachten Ovationen ihre Reverenz zu erweisen. Der Schweizer Weltbürger, früher schon für herausragende Reportagen in Madrid und auf anderen Fußballplätzen dieser Welt ausgezeichnet, hatte abseits des Sportgeschäfts im Jahr 2024 auf Deutschlands höchster Bühne imponiert. Reifs Rede am Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag vor den höchsten Mandatsträgern des Staates war die Rede seines Lebens.
Sichtlich bewegt nahm der Sportjournalist den Pegasos-Preis aus den Händen seines Mentors und Förderers entgegen. Dieter Kürten auf der Bühne beim Deutschen Sportpresseball – ein weiterer Gänsehautmoment an diesem Abend. Dem 89 Jahre alten ehemaligen ZDF-Sportchef, der nur noch höchst selten in der Öffentlichkeit auftritt, war es eine Herzensangelegenheit, den in seinen Anfangsjahren beim ZDF nicht unumstrittenen Reif die Porzellantrophäe zu überreichen. „Dieser Preis gebührt eigentlich Dir“, sagte der ergriffene Reif zu Kürten.
Preise und Pferde gab es auch für Markus Rehm und Isabell Werth. Dass der seit vielen Jahren weitspringende Paralympics-Champion in der Kategorie Sportler mit Herz ausgezeichnet wurde, war ebenso richtig und hochverdient wie auch die Entscheidung, Dressurreiterin Werth als Legende des Sports zu würdigen. Zwei starke Athleten, die wie schon zuvor auch Reif die Ovationen des Publikums entgegennahmen.
Glitzer, Glanz und Glory – und ganz viel Spaß und gute Laune. An diesem herausragenden 9. November, an dem die Ballgäste sogar die Nationalhymne sangen, wurde nicht nur „Hello again“ gesungen, als Howard Carpendale zu mitternächtlicher Stunde alte Schmonzetten zum Besten gab. Es wurde auch ausgiebig gesprochen, gegessen und getrunken. Auf den diversen Ebenen der Alten Oper gab es dafür reichlich Gelegenheiten. So auch beispielsweise die Möglichkeit, Mathias Beck zuzuhören, wie er ankündigte, dass sein Ziel, eines Tages 200.000 Mitglieder unter dem Dach der Frankfurter Eintracht vereint zu wissen, kein Hirngespinst sei. Stolz präsentierte der Präsident die neuesten Zahlen von dem Klub, dessen professionell Fußball spielende Männer tags darauf beim 3:2-Spektakel in Stuttgart ein weiteres starkes Stück Fußball zeigten. 144.000 Mitglieder haben sich aktuell dem Klub des Adlers angeschlossen.
Ob viele Millionen Menschen in Deutschland in absehbarer Zeit Olympische Spiele zu sehen bekommen, ist ungewiss. Sicher ist nur: Ball-Schirmherr Boris Rhein hat die Chance genutzt, um beim Sportpresseball in der Alten Oper die Werbetrommel dafür zu rühren. „Die Zeit ist reif“, sagte Hessens Ministerpräsident. Eine Jahreszahl nannte er nicht. Eine andere Zahl ist gewiss: Die 43. Auflage des Deutschen Sportpresseballs findet 2025 statt. Wieder im November, wieder in der Alten Oper – und wieder mit Stars und Sternchen und freudigen Ballgästen aus nah und fern.
Ralf Weitbrecht
Impressionen vom Ballgeschehen eingefangen von Hikmet Temizer und den Fotografen von metropress
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