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Frankfurter Familie


Unlängst erfreute der Verein Münchner Sportjournalisten mit seiner „VMS-Info“, das auf den aktuellsten Stand gebrachte Jahresheft zur Geschichte der bald 70 Jahre alten Organisation. Über 78 mit Liebe zum Detail gestaltete Seiten, wieder zusammengetragen unter der Regie von Hans Eiberle. Ein gesteigertes Stück dieser Art präsentiert nun der Verein Frankfurter Sportpresse (VFS), wo Kollegen unter der Schriftführung ihres unermüdlichen Vorsitzenden Walter Mirwald zum 90. Geburtstag des VFS ein 168 Seiten starkes  Buch vorlegen.


Bei der Buchpräsentation sprach VFS-Vorstandmitglied Martina Knief mit VDS-Präsident Erich Laaser.

Ein Bilderbogen, der sich spannt von der Vergangenheit zur Gegenwart. Amüsanter Lesestoff, gefüllt mit Erinnerungen an unvergessene Pioniere wie den Radio-Reporter Paul Laven oder die Edelfeder Richard Kirn, an Originale wie Ludwig Maibohm oder Hans-Joachim Rauschenbach, von Zeitzeugen wie dem Urgestein Herbert Neumann, der einst, als er sich engagierte für eine umfangreiche Sportseite in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zu hören bekam: „Wir haben doch auch keine Frauenseite – müssen wir denn überhaupt einen Sportteil haben?“


Die Jüngeren erfahren von der legendären „Frankfurter Schule“, die neben Richard Kirn auch geprägt wurde durch die Stilisten Edgar Joubert, Bernhard Gnegel, Erich Wick oder Karl-Adolf Scherer. Ich, der „Darmstädter Bub“, habe sie verehrt als Leser, motivierten sie doch in mir den Wunsch, Sportjournalist zu werden – was mir der große K.J. Richter mit der Bewerbung um ein Volontariat bei  seinem „Echo“ verwehrte, mir aber später der noch größere Alfons Gerz beim Sport-Informations-Dienst in Düsseldorf ermöglichte …


Wir lesen von wegweisenden Sportchefs wie Karlheinz Vogel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Bert Merz (Frankfurter Rundschau) oder Herbert Hoffmann (Frankfurter Neue Presse). Werden erinnert mit Anekdoten von profilierten VFS-Mitgliedern, die sich einst verdient gemacht haben im Amt als Pressesprecher wie Harald Stenger (Deutscher Fußball-Bund), Walter Mirwald (Deutscher Sportbund), Jörg Hahn (Deutsche Sporthilfe) oder Präsident wurden wie Erich Laaser (Verband Deutscher Sportjournalisten).


Ein Kessel Buntes – wenn erzählt wird vom Fotografen Fritz Hoffmann (wenho), der den Mörder einer Frankfurter Schönheitskönigin an der Costa Brava dingfest machte, wie Hartmut Scherzer deutscher Meister im Boxen wurde, was Martin Jente als Butler im Fernsehen neben dem großen Hans-Joachim Kulenkampff erlebte und wie der vielschichtige Macher Karl Seeger es so weit trieb, dass renommierte Kollegen von Helmer Boelsen bis Steffen Haffner Ende der sechziger Jahre unter Protest den VFS verließen – heute aber längst wieder zurück sind in ihrer „Frankfurter Familie“.


Gesichter, die Geschichte und Geschichten sind, wie es im Untertitel dieser Dokumentation heißt. Ein Buch als Zeitreise über 90 Jahre mit Stories und Fotos von Pionieren und Persönlichkeiten, wie es sie in dieser Dichte im deutschen Sportjournalismus noch nie gegeben.


Wolfgang Uhrig



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