Werner Schaefer nimmt Abschied vom Olympiastützpunkt Hessen und pflegt ein besonderes Verhältnis zum VFS
Distanz halten, das war für Journalisten schon wichtig und für die meisten auch durch ihr Berufsverständnis vorgegeben, bevor uns die Corona-Pandemie seit zwei Jahren zusätzlich ganz generell zu Abstand halten angehalten hat. Das gilt erst recht für unsere Sparte, die sich mit dem Sport beschäftigt. Wird doch gerade uns Sportjournalistinnen und Sportjournalisten vorgehalten, wir wären oftmals zu nahe dran an den Protagonisten auf den Spielfeldern und Rennstrecken, Turnhallen und Schwimmbädern und, und, und. Und natürlich, wir wollen es gar nicht leugnen, wir waren ab und an nah dran an Werner Schaefer. Aber das verwundert nicht. Schließlich handelt es sich bei Werner Schaefer um den Leiter des Olympiastützpunkts Hessen in Frankfurt. Oder besser „handelte". Denn zum 31. März scheidet Schaefer, am 29. März 68 Jahre alt geworden, aus dem Amt aus, macht nach fast 34 Jahren Platz für seinen Nachfolger Markus Kremin.
Und trotz oder gerade wegen der einführenden Sätze kann schon einmal festgehalten werden: Bei aller gebotenen Distanz hat Werner Schaefer und den Verein Frankfurter Sportpresse (VFS) ein besonderes Verhältnis verbunden. Meist rund um die Olympischen Spiele sei er ein gefragter Gesprächspartner gewesen, erzählt der scheidende Sportfunktionär, der in jungen Jahren als Bundesliga-Turner selbst seine Erfahrungen im Spitzen- und Leistungssport gemacht hat. Gerade am Medienstandort Frankfurt habe er viele schreibende und sendende Journalisten erlebt, die sich um den olympischen Spitzensport gekümmert und dadurch für die Athletinnen und Athleten interessiert hätten, für die er verantwortlich zeichnet(e). Was nicht verwundert. Denn bei seinem Ausscheiden hatte Schaefer noch 380 Angehörige aus Bundeskadern von 20 Sportarten, wenn man so will, unter seinen Fittichen.
Der baldige Unruheständler weiß das Medieninteresse einzuordnen. Schließlich kennt er die örtlichen Gegebenheiten nur zu gut, seit er im Mai 1988 von der Sporthochschule Köln an den Main wechselte, um hier Pionierarbeit zu leisten mit der Errichtung des Olympiastützpunkts. „Frankfurt ist sehr fußballlastig“, hatte Schaefer schon früh festgestellt und beziffert den Anteil des gepflegten Kickens nach seiner Einschätzung bei 85/90 Prozent. Das sei auch, und da prägt ein kleines bisschen Unmut seine Zwischentöne, beim HR so gewesen. Womit er nichts gegen den Fußball generell sagen will. Denn dessen Organisationen hätten sich ja auch in den ganzen Jahrzehnten verändert. So unterstütze beispielsweise die DFL inzwischen die Stiftung Deutsche Sporthilfe gebührend. Nein, Werner Schaefer nimmt keinen Groll mit in seinen neuen Lebensabschnitt. „Negative Erlebnisse mit Journalisten hatte ich nie“, blickt er zurück.
Und gerne fällt sein Blick auf die Weinabende des VFS. Oft war er zu Gast. Von den Veranstaltern auch gerne gesehen, weil er alle Möglichkeiten auslotete, um die eine Sportlerin oder den anderen Sportler vor Ort haben zu können. Von ihm aber ebenso gerne als Termin wahrgenommen, denn „zu den interessanten Netzwerken, in denen ich unterwegs bin“, gehöre die Sportpresse einfach dazu, betont er. Und gerade an den Weinabenden habe er viele „Altinternationale“ wieder getroffen und tolle Gesprächspartner kennengelernt. Trotz aller gegebenen Distanz.
Albert Mehl
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