Wolfgang Tobien 80? Nein, das ist kein Druckfehler. Der langjährige Chefreporter des „Kicker“ feiert am 26. August tatsächlich diesen wunderbaren runden Geburtstag – und ist immer noch voller Spannkraft, Power und Dynamik.
Wolfgang Tobien, den alle nur „Tobbi“ nennen, ist eine Institution. Lehrer hätte er werden können, wollte er aber nicht. Journalist – das war das Ziel, das sollte es sein. Also absolvierte er ein Volontariat bei der Offenbach-Post, wurde dort Redakteur. Und als in eben deren Verlagsgebäude, seit Jahren Druckstätte der Südwestausgabe des „Kicker“-Sportmagazins, eine Redaktion gegründet wurde, bewarb er sich als deren Leiter.
1975 ist das gewesen. Vier Jahre lang war es eine Ein-Mann-Show. „Tobbi“ und ein paar freie Mitarbeiter, die von Saarbrücken bis Kassel in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland den gesamten Fußball abdeckten, schmissen den Laden. Immer schrieben sie für den Kicker, häufig für die Abendpost-Nachtausgabe und gelegentlich auch für die F.A.Z. Erst die personelle Erweiterung der Südwest-Redaktion in Offenbach ließ Tobiens Karrieresprung zum Chefreporter zu. Fortan wurde kein Länderspiel ohne „den Tobbi“ angepfiffen, der über ein halbes Dutzend Weltmeisterschaften und mehrere Olympische Spiele berichtete. Trotz des großen Engagements im Fußball blieb er seinem Sport als früherer Basketballspieler in der zweiten Liga treu - auch in der Berichterstattung.
Einmal Journalist, immer Journalist. Auch als Wolfgang Tobien 65 wurde und eigentlich in Rente ging, ließ er nicht ab von seiner Leidenschaft. Die gerade gegründete Deutsche Fußball Liga warb um seine Mitarbeit. Der einstige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, damals noch in seiner Funktion als Mitglied im Organisationskomitee für die WM 2006 in Deutschland, schlug schneller zu und holte Tobien zum DFB in die Mediendirektion. Dort wirkt und wirbelt „Tobbi“ immer noch. Der Klub der Nationalspieler – das ist sein Baby. Da ist „Tobbi“ der Macher, gibt viermal im Jahr eine entsprechende DFB-Publikation heraus. „Eine wunderschöne, belebende Aufgabe“, sagt er. „Einmal im Jahr machen wir eine große Feier. Dann kommen 250 Nationalspieler und ihre Begleitungen.“
Eigentlich wollte Wolfgang Tobien anlässlich seines Geburtstages selbst groß feiern. Doch Corona und die vielfältigen Einschränkungen haben seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb kehrt er seinem Domizil Karlstein für drei Tage den Rücken und geht mit seiner Frau Golf spielen. Auch dort hat „Tobbi“ den rechten Schwung raus. Wolfgang Tobien wirklich 80? Es muss ein Witz sein.
Ralf Weitbrecht
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