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Denk-Anstoß: 10 plus 3 - Arbeitsbedingungen in Corona-Zeiten


Viele Plätze - wenige Kollegen. So schaut es beispielsweise auf der Pressetribüne in Frankfurt aus. Foto Jan Hübner

Die Zahlen scheinen in Stein gemeißelt. Für die Kollegen der schreibenden Presse gibt es in Corona-Zeiten zehn Plätze auf den riesigen Tribünen der Bundesliga-Stadien; für die Fotografen gar nur drei. Eine nur willkürlich gewählte Anzahl an Tickets?

In den sechzehn Bundesländern gibt es seit Wochen mehr und mehr Lockerungen. Bei den von der Deutschen Fußball Liga (DFL) vergebenen Print- und Fotografenplätzen sind Nachbesserungen nach oben derzeit nicht in Sicht. Auch deshalb haben der Verband Deutscher Sportjournalisten, der Bund Deutscher Digitalpublisher und Zeitungsverleger sowie der Deutsche Journalistenverband Ende Mai in Abstimmung mit etlichen Sportredaktionen – unter anderem Kicker, Bild-Gruppe, FAZ, Süddeutsche Zeitung, Der Westen/Funke-Gruppe, Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Welt am Sonntag, Stuttgarter Zeitung/Nachrichten, Express Köln, Sächsische Zeitung und Hamburger Abendblatt ­- einen Appell an die zuständige Landespolitik und die DFL gerichtet. Tenor: Den ausrichtenden Profivereinen der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga soll es ermöglicht werden, die Zahl der Berichterstatter – und hier insbesondere der Fotografen, von denen derzeit lediglich drei zugelassen sind - in den Stadien deutlich zu erhöhen.

Unstrittig ist, dass die derzeitige Bildberichterstattung von den Bundesligaspielen nicht die sonstige Breite und Vielfältigkeit erreicht. „Alle Medien der Sportberichterstattung benötigen aktuelle Informationen und originäre Eindrücke und vor allem Fotos mit unterschiedlichsten Motiven“, heißt es in dem Appell. Genau diese müssen aber derzeit das zwangsläufig „einzigartige“ Material von einem Fotografen akzeptieren und haben keinerlei Auswahlmöglichkeit. Das schränkt die Redaktionen unverhältnismäßig ein und verärgert auch die Leser. „Die weitläufigen Arenen lassen auch unter Beachtung der Hygienestandards den Einsatz von deutlich mehr schreibenden Journalisten und Fotografen im Innenraum oder auf den Tribünen zu.“


Geisterfußball - beobachtet von nur wenigen Journalisten. Foto Jan Hübner

Wer in diesen pandemischen Zeiten, da in der Bundesliga der Ball ohne Publikum während der sogenannten Geisterspiele wieder rollt, auf die Pressetribüne und die Fotografenzonen am Spielfeldrand schaut, sieht viel Leere. Und so mancher Kollege wundert sich, denn erstmals seit 2005, seitdem die umgebaute Frankfurter Arena für Confed-Cup und WM eröffnet wurde, dürfen die Medienvertreter endlich den Aufzug benutzen, der seit damals für sie bestimmt ist. Aus der Tiefgarage direkt hoch in den obersten Stock bis zur Pressetribüne: Diese lange Zeit ausgeschlossenen und exklusiven Aufstiege sind jetzt ausdrücklich angeordnet. Dass am Bundesliga-Standort Frankfurt zudem mit Transpondern gearbeitet wird, die jeder Journalist während des Spieltags erhält, ist eine Besonderheit. Die kleinen Geräte messen, ob der vorgeschriebene Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten wird. Falls nicht, wird es laut.

Zehn Printjournalisten, drei Fotografen: Diese Zahlen müssen sich schnell erhöhen. Auch der Verein Frankfurter Sportpresse schließt sich dem dringlichen Appell des Dachverbandes und weiterer journalistischer Verbände nach einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen an. Gerade für freie Journalisten und Fotografen zieht der Ausschluss von der Arbeit große wirtschaftliche Probleme nach sich. Der VFS ruft hiermit Betroffene auf, an dieser Stelle sowie auf den VFS-Kanälen auf Twitter und Facebook über ihre Nöte und Sorgen zu berichten. Über Beiträge an info@vereinfrankfurtersportpresse.de freut sich das Online- und Digitalteam des VFS.

Ralf Weitbrecht

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