Horst Reber, über viele Jahre einer der bekanntesten Journalisten Frankfurts, ist wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag überraschend gestorben.
Reber war ein umtriebiger Mann: PR-Experte, Fußball-Manager (Dynamo Dresden, FSV Frankfurt, Waldhof Mannheim), Talkmaster. Seine größte berufliche Leidenschaft aber gehörte der Zeitung.
Der gebürtige Badener hatte in Freiburg volontiert, bevor ihn der legendäre Richard Kirn, mehr als 35 Jahre lang Lokalchef der Frankfurter Neuen Presse, dazu überredete, die Provinz hinter sich zu lassen und nach Frankfurt zu kommen. Dort entdeckte er den Boulevard als sein Medium. Im Herbst 1972 erlangte er mit einem Schlag nationale Berühmtheit: Am 27. November schickte der Redaktionsleiter der Frankfurter BILD Reber nach Trier; dort hatten zwei Gangster eine Mutter von fünf Kindern als Geisel genommen und sich in einem Waffengeschäft verschanzt. Die Polizei suchte dringend einen Menschen, der sich gegen die schwerkranke Frau als Geisel austauschen ließ – Reber meldete sich: „Wenn Sie glauben, dass ich der Richtige bin, dann mache ich das“. Der Thriller dauerte neun Stunden lang, einen Nervenkrieg um Lösegeld und Abzug der Gangster sowie einige Warnschüsse inklusive. Reber wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Inzwischen hatte er sich bereits seiner wahren Berufung zugewandt: als Gesellschaftsreporter der Abendpost-Nachtausgabe. Das blieb er bis zu deren Einstellung im Dezember 1988 – für ihn war das, sagte er vor wenigen Jahren, „das Paradies der Presse“. Sein Netzwerk war legendär, seine fast immer positiv gestimmten täglichen Klatschgeschichten waren ein Pflicht-Lesestoff für die Society. Alle paar Monate lud er zudem zum „Gespräch am Abend“, das sich schnell zu einem gesellschaftlichen Ereignis der Main-Metropole mauserte. Promis wie Hans-Dietrich Genscher, Walter Wallmann (der ein guter Freund wurde), Hardy Krüger, Alber Speer, Frank Elstner, Fritz Rau, Marika Kilius, Helmut Schön, Jürgen Grabowski – Sport-, Show- und Polit-Größen ließen sich von Horst Reber auf die Bühne holen; seine Abende waren eine Art Vorform der heute allgegenwärtigen Fernseh-Talkshows.
Die letzten Jahre lebte Reber mit seiner Frau Marlies zumeist zurückgezogen in Zeppelinheim. Hartmut Scherzer, einer seiner engsten Weggefährten, schrieb zu seinem 75. Geburtstag: „Wir sind Zwillinge. Und dicke Freunde. Seit fast 50 Jahren...“ Jetzt starb Horst Reber an den Folgen eines Herzinfarkts.
Rainer Gefeller
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